Einige Wochen setzten wir, die SchülerInnen im Geographie Unterricht der Jahrgangsstufe 1 des Paul-Distelbarth-Gymnasium, mit den Veränderungen in der Landwirtschaft und den daraus resultierenden Veränderungen im Raum auseinander. Dabei versuchten wir herauszufinden, inwiefern ökonomische und ökologische Aspekte in einem Spannungsverhältnis zu einander stehen. Im behandelten Film „Das System Milch“ von Andreas Pichler schien die Antwort naheliegend. Auf eindrückliche Weise veranschaulichte der Film die Machtverhältnisse auf dem globalen Markt und die Schwierigkeit der Bauern als Unternehmer in diesem ungleichen Markt zu bestehen. Aber was bedeutet dieses Spannungsverhältnis für landwirtschaftliche Betriebe in unserer Umgebung?
Ben stellte einen Kontakt zum Familienunternehmen Weibler her und so begab sich fast der gesamte Kurs dorthin, um einen Eindruck vor Ort zu bekommen.
Wer die Enge und Dunkelheit einer Massentierhaltung erwartet hatte, war beim Rundgang vorbei an den offenen Lauf-Ställen positiv überrascht. Bei den Jungtieren war sogar Stroh eingestreut, bei den älteren Tieren Spaltböden! Doch Konrad Weibler erläuterte detailliert, die Vorzüge und ökonomischen Gründe für den Aufbau der Ställe. Schnell wurde klar, dass das aus der Werbung idealisierte heile Bild einer traditionellen Landwirtschaft mit grasenden Kühen auf der Weide, nichts mit der Realität und ökonomischen Zwängen zu tun hat, denn zwischen einem süßen jungen Kälbchen und einem Bullen in Schlachtreife müssten € 1000.- liegen, so der Landwirt, damit sich die Aufzucht für ihr Unternehmen rechnet. Wer eine andere Landwirtschaft fordere, müsse auch bereit sein, entsprechende Preise zu zahlen.
Auch die Biogasanlage als regenerative Energiequelle wurde kritisch beäugt, die Effizienz im Winter mit der im Sommer verglichen, denn anfallende „Abwärme“ findet z.B. im Sommer kaum Abnehmer, auch weil die Idee, das Freibad in Langenbeutingen damit zu heizen nicht umgesetzt werden könne, da es zur Zeit geschlossen sei.
Dass Wein und Events die zwei anderen Standbeine des Unternehmens Weibler sind, wurde nur am Rand angesprochen, zeigte aber, dass es sich bei unserem Exkursionsobjekt um einen modernen Betrieb handelt, der auf den schwierigen Markt erfolgreich mit innovativen Ideen zu reagieren versucht.
In der folgenden Woche gab es im NABU-Monatsheft einen interessanten Artikel zur insektenfreundlichen Anbaumethode von Energiepflanzen, die sich für die Verstromung eignen. Zu der Frage, ob diese Idee nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch ökonomisch sein kann, interessierte uns die Meinung von Herrn Weibler. Per Email schickten wir den Artikel dort hin. Vielleicht ergibt sich für uns als Schule die Möglichkeit einen Beitrag in Richtung einer ökologisch nachhaltigeren Landwirtschaft zu leisten – mal sehen.
Vor allem möchten wir uns aber noch einmal für die Zeit und die vielen Informationen bedanken, die uns SchülerInnen ein differenziertes Bild der Landwirtschaft ermöglicht hat.
GeoBrake Abi 19