Paul Distelbarth

Paul Distelbarth, Namensgeber unserer Schule

Zum Gedenken an Paul Distelbarth, den Pionier der deutsch-französischen Freundschaft. Genau zehn Jahre nachdem an Pfingsten 2003 eine Paul-Distelbarth-Gedenktafel in der französischen Stadt Vendôme enthüllt wurde und der Platz vor dem Lysée Ronsard nach ihm benannt wurde, erinnerte die Stadt erneut an die Verdienste Paul Distelbarths für eine deutsch-französische Freundschaft. Im Rahmen der Feier des 40-jährigen Bestehens der Partnerschaft zwischen Vendôme und der westfälischen Stadt Gevelsberg, würdigte Bernard Diry, Deutschlehrer am Ronsard Gymnasium, Paul Distelbarth als einen Menschen, der sein Leben lang seinem Ideal einer deutsch-französischen Verständigung treu blieb und auch in den für ihn schwierigen Zeiten nie aufgab sich für ein friedliches und geeintes Europa auf der Basis einer deutsch-französischen Freundschaft einzusetzen. Paul Distelbarths Forderungen einer deutsch-französischen Freundschaft begründete er nicht nur auf der politischen Ebene, sondern vielmehr wünschte er sich eine Annährung unter den Bürgern. Er wollte keine von oben diktierte und verordnete Freundschaft, sondern eine freiwillige und lebendige Freundschaft zwischen den beiden Völkern auf beiden Rheinseiten. In meinen Augen gibt es wenige Städte die so intensiv und liebevoll nach Paul Distelbarths Vorstellungen ihre sehr lebendige Freundschaft pflegen, wie die beiden Städte Vendôme und Gevelsberg. Diese Freundschaft ist kein festgeschriebenes politisches Band, sondern eine sehr harmonische Gemeinschaft und eine Verbindung die schon im Kindergarten beginnt, durch jährliche Schüleraustausche gefördert wird und bis zu einem gemeinsamen Chorprojekt reicht. Paul Distelbarth widmete 1936 in seinem Buch Lebendiges Frankreich ein Kapitel der französischen Provinzstadt Vendôme, die er zuvor besucht hatte und sich sofort in sie verliebte. Nach Ansicht Bernard Dirys ist sein Bericht eines der interessantesten Dokumente aus den dreißiger Jahren, das die Stadt besitzt, auch daran wurde am 18.05.2013 erinnert.

Ruth Schmidt

Lebensstationen in der Heilbronner Stimme am 29.10.2005 

  • Am 23. Dezember 1879 wird Paul Distelbarth im böhmischen Wiesenthal als Sohn einer Familie aus dem Schwäbischen, die ein Glaswaren-Exportgeschäft betreibt, geboren.
  • Nach eine Banklehre geht er eine zeitlang nach Paris.
  • 1911 heiratet er Hildegard Erhardt. 1912 wird Sohn Wolfgang geboren, Tochter Gerda kommt 1914 zur Welt, 1918 folgt Hagen, 1919 Kurd, 1923 Freia und 1928 Frank Distelbarth.
  • Der Erste Weltkrieg verändert Paul Distelbarth: Der deutschnational erzogene Mann wird vehementer Kriegsgegner und bleibt es für alle Zeit.
  • Als Folge dieser inneren Wandlung verkauft er 1921 das Glaswaren-Exportgeschäft und erwirbt ein Obst- und Weingut in Löwenstein-Rittelhof.
  • Nach den Verträgen von Locarno 1925 engagiert sich Distelbarth für die deutsch-französische Freundschaft. Er kommt in Kontakt mit Robert Bosch, der dieselben Ziele verfolgt.
  • Nach der Machtübernahme Hitlers 1933 wird gegen Distelbarth Haftbefehl wegen des Verdachts des Landesverrats erlassen. Distelbarth geht nach Paris. Dort wird er Korrespondent und kann, nachdem es keine Anhaltspunkte für Landesverrat gibt, jederzeit nach Deutschland fahren.
  • 1935 erscheint sein Buch „Lebendiges Frankreich“, mit dem er ein neues deutsches Bild von Frankreich zeichnet und sich so für die Verständigung zwischen den beiden Ländern einsetzt. Das Buch wird ein großer Erfolg.
  • In den Kriegsjahren führt Distelbarth ein stilles Leben auf dem Rittelhof, verzweifelt über Hitler-Deutschland. Die Söhne Hagen und Kurd kommen im Krieg um.
  • Als 66-jähriger erhält Paul Distelbarth 1946 gemeinsam mit Hermann Schwerdtfeger die Lizenz zur Herausgabe der Heilbronner Stimme. Distelbarth ist für das Kaufmännische zuständig – was ihn nicht hindert, in Leitartikeln deutlich zu sagen, was er denkt. Er setzt sich für Neubeginn und Völkerverständigung ein, misstraut Ideologien und hält den Ewiggestrigen einen Spiegel vor.
  • 1955 zieht er sich aus der Geschäftsführung zurück. Er reist nun verstärkt – unter anderem nach Russland und China. Seinen Lebensabend verbringt er in Südfrankreich.
  • Paul Distelbarth stirbt am 17. Januar 1963 auf dem Rittelhof. Er wird in Löwenstein beerdigt.