Am Mittwoch, den 30. Januar 2019, besuchten wir als Jahrgangsstufe 12 die Inszenierung des Kunstmärchens „Der Goldne Topf“ von E. T. A. Hoffmann. Die Aufführung fand in der BOXX des Theaters Heilbronn statt.
Das Werk handelt von dem Studenten Anselmus, dessen Zukunft zunächst vorgezeichnet scheint. Er entspricht zwar der typischen Märchenfigur des Tollpatsches, hat jedoch trotz allem Aussicht auf ein gutes Amt und eine Heirat mit der hübschen Veronika, der Tochter seines Freundes Konrektor Paulmann. Doch eines Nachmittags gerät er ins Zweifeln, als er beim Dösen unter einem Holunderbaum auf eine wunderschöne Schlange mit strahlend blauen Augen trifft, die eine merkwürdige Sehnsucht in ihm weckt. Als Anselmus als Schreiber in die Dienste des mysteriösen Archivarius Lindhorst tritt, erfährt er, dass diese Schlange Serpentina heißt und dessen Tochter ist. Die Leute halten den Archivarius, der merkwürdige Geschichten von Drachen und Feuerlilien erzählt, für einen Phantasten. Aber in Anselmus wecken diese Erzählungen tief verborgene Träume. Veronika hofft indes weiter auf ein Leben an seiner Seite. Anselmus jedoch ist hin- und hergerissen zwischen ihr sowie den Aussichten auf ein bürgerliches Leben einerseits und der Welt des Archivarius voller Phantasie und Poesie andererseits.
Stärken der Inszenierung waren für uns das Bühnenbild und die Wandelbarkeit der nur vier Schauspieler. Eine Besonderheit der Umsetzung waren die eingebauten Klangeffekte. Diese wurden allerdings unserer Meinung nach etwas zu intensiv verwendet. Außerdem wurde das Verständnis der Handlung durch allzu große Sprünge erschwert.
Am Abend besuchte eine Gruppe von Schülern noch freiwillig zusätzlich die Aufführung der zweiten Pflichtlektüre „Der Steppenwolf“ von Hermann Hesse im Großen Haus. Es geht hierbei um Harry Haller, der eine Art gespaltene Persönlichkeit besitzt. Er glaubt aus zwei Naturen zu bestehen, Mensch und Wolf, Kultur- und Triebwesen. In der bürgerlichen Gesellschaft ist er ein Intellektueller und Außenseiter, der zunehmend depressiv wird und an Selbstmord denkt. Doch eines Nachts bekommt er scheinbar zufällig den mysteriösen Text „Tractat vom Steppenwolf“ in die Hände, in dem von ihm selbst die Rede ist. Schonungslos wird Harry auf seine persönlichen Irrtümer hingewiesen und dazu aufgefordert, zu seiner Heilung das „Magische Theater“ aufzusuchen. Er macht die Bekanntschaft der Prostituierten Hermine und des Saxophonspielers Pablo, die sein Leben aufblühen lassen. Harry sieht in sein eigenes Ich und muss erkennen: Er ist nicht nur Mensch und Wolf, sondern ein noch weitaus vielfältigeres Wesen. Ihm fehlen nur der Humor und die Gelassenheit, sich selbst als solchermaßen gespalten zu akzeptieren.
Die klaren Stärken der Inszenierung lagen in der Interpretation Hallers durch Stefan Eichberg und der schauspielerischen Umsetzung des „Tractats“. Kritikpunkt unsererseits war das teils verwirrende Bühnenbild, das zwar folgerichtig aus der Zerrissenheit Hallers hervorging, aber beim Betrachter doch für zu große Ablenkung sorgte.
Insgesamt erlebten wir zwei sehr interessante Stücke, die uns die jeweiligen Pflichtlektüren lebendig näherbrachten.
(Anna-Katharina und Anna, Stufe 12; Szenenfotos Theater Heilbronn)