Zusammen mit der Friedrich Naumann Stiftung für Frieden und der Reinhold Maier Stiftung konnte unsere Antirassismus AG eine Präventionsveranstaltung organisieren, in der der Ex-Neonazi Philip Schlaffer zu Besuch war und seine Geschichte teilte. Die Veranstaltung fand am 17.03.2023 am PDG Obersulm statt. Philip Schlaffer, 44 Jahre aus Lübeck, geriet schon früh in die Neonazi Szene. Dies begann, als seine Eltern ihm sagten, dass sie nach Newcastle (England) umziehen werden. Vor dem Umzug hatte er ein sehr ruhiges Leben, er hatte Freunde, er war gut in der Schule und war unauffällig. Nach der Nachricht begann Philip sich zurückzuziehen und schloss sich in seinem Zimmer ein, wodurch er einsam und alleine wurde. Er durchlebte eine sehr depressive Phase, die durch den Umzug noch verstärkt wurde. Der erste Tag an der neuen Schule sei noch ganz gut gewesen, sagte er, aber dann wurde den Kindern gesagt er sei ein Deutscher und die verbreitete Meinung unter den MitschülerInnen war, dass alle Deutschen Nazis sind. Am nächsten Tag ging er in die Schule und alle starrten ihn an, denn er war der Deutsche, der Nazi. Das Mobbing fing an und er fühlte sich isoliert und frustriert. Zusätzlich spürte er den Leistungsdruck, den sein Vater auf ihn ausübte. Er solle bloß gute Noten heimbringen, so dessen Aufforderung. Doch irgendwie bekam Philip die Kurve. Er wurde in der Schule immer besser und fand schließlich auch Freunde. Bis die Nachricht kam, dass er mit seinen Eltern zurück nach Deutschland ziehen würde. Aber dieses Mal verarbeitete er die Nachricht nicht mit Trauer und Frust, sondern mit Rebellion gegen die Eltern, mit Geschrei und Hass. Zurück in Deutschland war er wieder alleine, er war wieder der Ausländer. Er begann viel Musik zu hören, vor allem „Nazi Musik“. In der Musik fand er ein Gefühl, das er nie hatte: er allein war der Beste. Und dieses Gefühl gaben ihm auch seine Gruppe an Nazis, denen er beitrat. Philip wurde radikal. Radikal im Sinne von Ausländerhass, Nationalismus und blinde Verehrung des Dritten Reichs. Er besorgte sich eine Waffe, verehrte die Nazi Symbolik. Dies fand die Polizei heraus und es kam zu einer Hausdurchsuchung, bei der die Waffe natürlich gefunden wurde. Er hätte eigentlich ins Gefängnis gehen müssen, aber sein Vater behauptete die Waffe sei seine. Daraufhin verließ Philip die Gruppe und gründete seine eigene, nämlich „Die Kameradschaft Werwölfe Wismar”, welche nach einiger Zeit auch aufgelöst wurde. Philip tritt einem Rockerclub, der „Schwarzen Schar Wismar” bei, in der er hoch angesehen war und schließlich auch zum Chef ernannt wurde. Philip konnte die Menschen um sich rum sehr gut manipulieren, doch mit der Rolle des Chefs, der Gewalt und den Bedrohungen kam er nicht klar. Er bekam Schlafstörungen und Migräne. Dazu kam die Angst vor Verrat, da er eines Nachts von drei Männern überfallen wurde, deren Identität er an ihren Augen erkannt hatte. Philip konnte die Männer mit einer Schrotflinte verscheuchen und er glaubt, dass, wenn sie länger geblieben wären, er sie getötet hätte. Nach einiger Zeit wurde sein Rockerclub aufgelöst und sie wurden als Staatsfeinde angesehen. Das hat ihn so frustriert, dass er seine Mutter anrief und von nun an versuchte ein normales Leben zu führen. Während der Zeit als Chef wurde er immer abgehört, egal wo und wann. Es waren überall Wanze, im Haus und in seinen Autos. Die Vergangenheit hat ihn dadurch wieder eingeholt und es wurde er ein Haftbefehl gegen ihn verhängt und er wurde schließlich inhaftiert. In der JVA Stralsund saß er seine Strafe ab und wurde rehabilitiert. Er traf dort eine evangelische Priesterin, die seine erste richtige Vertraute wurde. Sie half ihm durch diese Zeit. Nach der Inhaftierung fing er an ein gutes Leben zu führen und ist jetzt der Philip Schlaffer, den wir kennenlernen durften. Er ist nun Deradikalisierungs-Coach bei Extremislos eV.  

 

Ich finde die Geschichte sehr bewegend und spannend es hat mir sehr gefallen ihm zuzuhören.   

 

Fynn Mandaus / Klasse 10a / evangelisches Paul Distelbarth Gymnasium Obersulm